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IFA 2019 in Berlin - Deutsche TV-Plattform und PTKO

Verantwortlicher Autor: Gerhard Bachleitner München, 17.09.2019, 13:49 Uhr
Kommentar: +++ Internet und Technik +++ Bericht 8311x gelesen
Das klassische Versprechen der KI:den Menschen zur eigenen Kreativität zu befreien. Hier in der Formulierung von J.Niva
Das klassische Versprechen der KI:den Menschen zur eigenen Kreativität zu befreien. Hier in der Formulierung von J.Niva  Bild: G. Bachleitner

München [ENA] Die Deutsche TV-Plattform bleibt weiterhin dicht am digitalen Zeitgeist und kündigte die Einrichtung der neuen Arbeitsgruppe ‚Media over IP‘ an. Außerdem wird Google, das ja genau in diesem Segment tätig ist, als neues Mitglied willkommen geheißen. *

Google begrüßt die Plattform seinerseits erfreut als Angebot, „partnerschaftlich und fachübergreifend Herausforderungen und Chancen an[zu]gehen.“ Verbrauchern stellt die Deutsche TV-Plattform zur Orientierung im Markt das Portal UHDR.de bereit, auf dem die aktuellen Geräte mit UHD und HDR ermittelt und beurteilt werden können. Ein Ingenieur des Fraunhofer-Instituts erläuterte die Arbeit an einem neuen, strategisch wichtigen Video-Codec an, der für die ITU VVC heißen soll, Versatile Video Codec, und bei der MPEG-Gruppe vermutlich den naheliegenden Namen h.266 erhalten wird.

Wie schon bei den vorangegangenen Codecs ist die Halbierung des Bitstroms bei gleicher Leistung das Ziel, natürlich vor allem, um der UHD-Übertragung den Weg zu erleichtern und ggf. auch 8k zu halbwegs realistischen Konditionen stattfinden lassen zu können. Eines der Verfahren, um Effizienz zu gewinnen, wird die adaptive Anwendung von Kompressionszonen sein, die derzeit aus lauter gleichen Quadraten bestehen und bei zu geringer Bandbreite als die bekannten ‚Klötzchen‘ unangenehm in Erscheinung treten. Durch Ermittlung und Verwendung unterschiedlich großer Rechtecke will man den Bildinhalt genauer kodieren. Dies setzt selbstverständlich wieder mehr Rechenleistung voraus und wird wohl auch mit einer längeren Signallaufzeit einhergehen.

Der finale Standard soll in gut einem Jahr verabschiedet werden, und dann muß der Codec in Hardware gegossen werden, was ebenfalls einige Zeit benötigen wird. Was aber schon abzusehen ist, wird der Katzenjammer bei DVB-T2 sein. Sobald der neue Codec verfügbar sein wird, wird man bedauern, ihn für ein DVB-T3 nicht unmittelbar nutzen zu können, weil die vorhandenen Geräte nicht upgradefähig sind.

Zwar wird man sagen, daß die Umstellung auf DVB-T2 zum damaligen Zeitpunkt strategisch unvermeidlich und unbedingt sinnvoll gewesen war und ohnehin den neuesten Codec zu Grunde gelegt hat, doch der wiederholte Austausch der Gerätepopulation hinterläßt einen unschönen Eindruck, auch wenn dieser sachlich nicht gerechtfertigt ist. Der Austausch eines Beistelldecoders ist ja wesentlich billiger als der Neukauf eines Fernsehers, dessen Tuner ja ebenso wenig upgradefähig ist. Dort fällt diese Hardwarebeschränkung aber weniger auf.

Presseforum der Produktions- und Technik-Kommission ARD/ZDF

Die PTKO, das Presseforum der Produktions- und Technik-Kommission von ARD und ZDF, verhandelte das Modethema KI, einerseits inhaltlich relevant – etwa um die Automatisierung der Nachrichtenproduktion vorbeugend zu rechtfertigen -, andererseits technisch-prozedural, etwa wenn es darum geht, Inhalte automatisiert an unterschiedliche Ausspielwege anzupassen oder die immensen Archive der Rundfunkanstalten möglichst automatisch mit Metadaten zu versehen, um sie zugänglich und nützlich zu machen.

Für den erstgenannten Aspekt hatte man sich Jukka Niva vom finnischen Rundfunk YLE geholt, wo man die KI sogar mit einem eigenen Roboter-Maskottchen namens Voitto personifiziert hat. Medientheoretisch läßt sich der Einsatz der KI u.a. damit rechtfertigen, daß die Fiktion einer allgemeinen Öffentlichkeit, die auch mit einem allgemeinen Nachrichtenstrom beliefert werden kann, aufgegeben wird. Nachhaltig rezipiert würden nur personalisierte Informationen, meinte Niva, und zur Personalisierung braucht man KI. Gleichwohl müsse der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinen Auftrag, „den Leuten zu helfen, zu verstehen, was passiert“, weiterhin erfüllen.

Christian Radler, ARD, führte vor, wie eine Szenenerkennungssoftware Breitbildvideos an eine Hochformatdarstellung anpassen kann. Rainer Tief, BR, demonstrierte anhand der von ihm betreuten Archive, wie gut Sprach- und Bilderkennung heute schon sind und wo ihre Grenzen liegen. Hochdeutsche Studioaufnahmen stellen beim Radio kein Problem dar, doch Dialekt und heterogene akustische Umgebungen erschweren die Erkennung.

Personenerkennung in Videos funktioniert, sofern gute, bereits katalogisierte Vergleichsaufnahmen oder Namenseinblendungen vorliegen. Wie nützlich sich KI in der Programmplanung machen kann, erläuterte Robert Bachem, der den Archivkanal ZDF-Info plant. Für die jährlich 12.000 Programmplätze setzt er Software mit Machine-Learning ein, um das Programmvermögen besser auszuschöpfen. Da der Sender nicht durch ein Programmschema vorstrukturiert ist, hat der Programmplaner maximale Freiheit und läßt sich in deren Ausübung gerne von der KI unterstützen.

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